Warum sich die Energiepreise nach oben entwickeln
Die Handelspreise für Gas sind durch die Verknappung bis hin zur Einstellung der Lieferungen aufgrund des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine bis Ende August 2022 extrem angestiegen. Seitdem sinken die Preise zwar wieder, verbleiben aber aufgrund der Abkehr vom russischen Pipeline-Lieferungen und der Umstellung auf teures LNG-Gas auf einem relativ hohen Niveau. Deutschland war zu rund 55% abhängig von russischen Pipeline-Gaslieferungen. Aber warum bleiben auch die Stromhandelspreise auf diesem hohen Niveau?
Das hat mit der Funktionsweise des Strommarktes zu tun, der nach dem sog. „Merit Order“-Prinzip funktioniert (Vergleiche auch Bild). Der Begriff kommt aus dem Englischen und bedeutet so viel wie „Reihenfolge der Vorteilhaftigkeit“. Das heißt, die Kraftwerke, die den Strombedarf auf dem Markt decken sollen, kommen in einer bestimmten Reihenfolge zum Zuge. Entscheidend sind dabei die Grenzkosten, die für die Erzeugung zusätzlicher Kilowattstunden anfallen. Die niedrigsten Grenzkosten hat Strom, der aus Erneuerbaren Energieanlagen wie Wind oder Photovoltaik erzeugt wird. Ein Solarmodul etwa, dass einmal installiert worden ist, produziert seinen Strom zu Grenzkosten nahe null. Ähnlich ist es bei Windkraft. Da der Gaspreis in der letzten Zeit so extrem gestiegen ist, haben jedoch derzeit die Gaskraftwerke die höchsten Grenzkosten. Dennoch waren bis zuletzt immer noch Gaskraftwerke aufgrund von angeschlossener Kraft-Wärme-Kopplung zur Erzeugung von Fernwärme am Netz. Nach dem „Merit Order-Prinzip“ bestimmt jedoch das letzte Gebot für die allerletzte Kilowattstunde, die benötigt wird um den Gesamtstrombedarf zu decken, den Preis für alle eingesetzten Stromerzeugungsanlagen. Der Strom ist deshalb immer so teuer wie das teuerste Kraftwerk, welches für die Marktabdeckung noch benötigt wird. Das Merit-Order Prinzip hat das Strompreisniveau insgesamt dennoch deutlich niedriger gehalten, als es ohne das Merit Order-Prinzip der Fall gewesen wäre. Aber weil wir in den letzten 20 Jahren den Ausbau erneuerbarer Energien politisch deutlich ausgebremst haben, werden die Gaskraftwerke noch benötigt. Daher bleibt der Strompreis parallel zum bundesweit durchschnittlichen Gaspreis auf einem hohen Niveau.
Unterm Strich bleibt in der ganzen Angelegenheit nur festzustellen, dass der massive, beschleunigte Ausbau Erneuerbarer Energien der einzige Weg aus der derzeitigen Energiekrise, aus der Klimakrise und auch aus der Energieabhängigkeit Deutschlands ist ! Deshalb wäre aus unserer Sicht ein Notfallplan für den Ausbau Erneuerbarer Energien besser und wichtiger als ein Notfallplan Gas.
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